Phil Zimmermann hat mal gesagt: „Privatsphäre ist ein Recht wie jedes andere. Man muss es in Anspruch nehmen oder man riskiert, es zu verlieren.“ Meiner Meinung nach steckt sehr viel Wahrheit in diesen Worten und vor allem aber auch die Warnung vor der Gefahr.
Ich verurteile nicht
Bevor ich euch aber erläutern möchte, wie ich von dem Recht der Privatsphäre Gebrauch mache, möchte ich klar stellen, dass JEDER seinen eigenen Weg wählt. Selbst in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es viele Personen, die das anders handhaben als ich. Viele posten Bilder von ihren Kindern. Einige zensieren sie. Jeder hat für sich einen Weg gewählt und keinen dieser Wege verurteile ich. Es gibt einfach so viele Themen wo es kein generelles Richtig oder Falsch gibt. Das Richtig oder Falsch ist von Person zu Person einfach unterschiedlich. Und das ist so ein Thema.
Bilder von meinem Kind
Als ich schwanger und auch schließlich Mutter wurde, habe ich mich bereits mit dem Thema „Bilder meines Kindes“ auseinander gesetzt. Gerade weil ich viele Bereiche aus meinem Leben mit der Öffentlichkeit teile, stellt sich die Frage: Wie viel zeige ich von meinem Kind? Ganz von alleine. Natürlich gehörten dazu auch Gespräche mit meinem Mann, denn der hat da genauso viel zu entscheiden wie ich auch. Und bei solch einer Entscheidung gibt es natürlich Pro und Contra Punkte. Doch diese waren für uns am Ende nicht ausschlaggebend. Wir haben uns dagegen entschieden wirkliche Bilder von unserem Sohn zu zeigen.
Privatsphäre schützen
Am Anfang war es irgendwie schwierig seinen Weg fest zu wählen. Obwohl wir uns dagegen entschieden haben, Bilder von unserem Sohn zu zeigen, gab es dennoch Bilder auf meinem Instagram Profil, auf dem er zu sehen war und ich einfach sein Gesicht unkenntlich gemacht habe. Doch je öfter das passiert ist, desto mehr Probleme hatte ich damit. Ich fand mich selber nicht konsequent. Ich möchte die Privatsphäre meines Sohnes schützen, denn er alleine kann es noch nicht. Und ich habe für mich entschieden, dass ich dieser Aufgabe nicht wirklich richtig nachkomme, wenn ich dann dennoch Bilder von ihm poste. Denn selbst wenn ich sein Gesicht verdecke oder mit irgendwas überblende, so ist es dennoch ein Bild von ihm.
Ich selbst entscheide für mich auch, welche Bilder im Internet veröffentlicht und geteilt werden und welche nicht. Gefällt mir ein Bild nicht, dann poste ich es nicht. Mein Sohn hat aber nicht diese Möglichkeit. Er kann das noch nicht entscheiden. Wir tun dies für ihn. Und irgendwann sieht er vielleicht ein Bild von sich im Internet und denkt sich, dass er nicht möchte, dass dieses da draußen existiert. Natürlich habe ich dann die Möglichkeit dieses Bild zu löschen, aber bis zu diesem Zeitpunkt, haben es eben schon viele Personen gesehen. Manche haben es sich vielleicht sogar gespeichert. Ich habe einfach nicht mehr die Kontrolle über dieses Bild. Aber am Schlimmsten ist, dass mein Sohn nicht die Kontrolle über dieses Bild hat, obwohl es ein Bild von ihm ist.
Es gibt Ausnahmen
Ich weiß nicht, ob ich vielleicht immer noch inkonsequent bin oder ob es auch bei diesem Thema einfach zutrifft, wenn man sagt: „Ausnahmen bestätigen die Regel.“ Aber auch bei uns gibt es Ausnahmen. Hin und wieder kann es tatsächlich vorkommen, dass ein Bild von meinem Sohn gepostet wird. Aber auch nur dann, wenn er nicht der Fokus ist. Wenn ich zum Beispiel einen See poste und mein Mann sitzt mit unserem Sohn davor. Dann sehe ich die beiden von hinten und der Fokos liegt nicht zentral auf meinem Sohn. So ein Bild würde ich unter Umständen posten. Oder aber wenn mein Sohn ein total schickes Outfit trägt. Dann könnte es sein, dass ich dieses Outfit Bild poste, ohne seinen Kopf dabei zu zeigen. Aber es gäbe keine Bilder von ihm, bei denen ich ihn erst zensieren müsste.
Das mag vielleicht irgendwie wirklich eine Doppelmoral sein. Denn auf der einen Seite will ich etwas nicht, auf der anderen Seite mache ich es doch. Aber das ist eben der Weg, den wir für uns gewählt haben. Der Weg, bei dem wir ein gutes Gefühl haben. Und ich hoffe sehr, dass unser Sohn später irgendwann sagt, dass dies ein guter Weg war.
Wie ist eure Meinung zu dem Thema? Seid ihr da lockerer oder denkt ihr eher sogar, dass ich lockerer werden sollte? Ich freue mich auf euer Feedback.
11 comments
Wieder schön beschrieben.
Deine Argumentation kann ich gut nachempfinden und ich muss gestehen, ich weiß noch nicht, wie ich es handhaben werde, wenn ich ein Kind habe.
Tatsächlich denke ich mir einerseits, dass ich gerne Bilder zeigen würde, zumindest so lange das Kind noch sehr klein ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Bild 18 Jahre später von irgendwem gefunden und für irgendetwas negatives benutzt werden kann, halte ich doch für relativ klein, da man als Fremder ein Babyfoto selten einer erwachsenen Person zuordnen kann. Gleichzeitig wäre ich aber auch auf das Motiv bedacht; ich kann zum Beispiel nicht verstehen, wie es sein kann, dass manche Personen wirklich der Meinung sind, es sei sinnvoll, völlig öffentlich Bilder davon zu posten, wie ihre Kleinen komplett nackig im Garten spielen. Mag niedlich sein, aber dass es irgendwelche Perversen da draußen gibt, die mit genau solchen Aufnahmen kostenfreien Spaß bekommen, bedenken da anscheinend viele nicht.
So lange das Kind jedoch in keiner später potentiell demütigenden Situation gezeigt wird, finde ich das Posten von Bildern eher unproblematisch und ich verstehe jeden, der das tut. So ein Kind ist ja schon eine Leistung, die man selbst vollbracht hat, und wenn man dann eben Mama oder Papa von dem besten Menschen ist, der jemals existiert hat, dann will man das eben auch mit der Welt teilen und das finde ich auch legitim.
Allerdings – und jetzt mache ich alles zuvor zunichte – gehe ich trotz meiner eigenen Haltung davon aus, dass ich wenig bis keine Bilder von meinem zukünftigen Kind posten werde. Der Grund ist simpel, ich poste nämlich generell so gut wie nie Fotos, mein Facebook-Profilbild wechsle ich einmal in drei Jahren. Ich bin da doch recht pragmatisch, mein Privatleben behalte ich weitestgehend für mich, weil ich mir einfach denke, dass es eh keinen juckt. Von daher könnte ich mir wirklich vorstellen, dass es einfach an der mangelnden Sinnhaftigkeit scheitern wird und ich dann doch keine Kinderfotos poste.
Das ist allerdings bloß Spekulation. Bin mal gespannt, wie es tatsächlich sein wird, wenn es mal soweit ist.
Liebe Fee,
vielen Dank für dein erneutes tolles und vor allem ehrliches Feedback.
Ich denke, dass einfach jedes Elternpaar am Ende die Entscheidung selbst treffen muss. Was mir richtig erscheint, ist auch wirklich nur für mich bzw. uns richtig. Für dich und deine Familie könnte ein ganz anderer Weg der Richtige sein. Wirklich wissen wie du das handhaben wirst, das wirst du eh erst, wenn du dann in der Situation bist. Oft entscheidet man dann ja ganz anders als vorher gedacht. 🙂
Den Drang etwas zu posten verspüre ich oft. Gerade im Überschwang der Gefühle. Immerhin macht unser Schatz so viele tolle Sachen. Er sieht so süß aus und ist so lebhaft. Da hat man irgendwie ganz automatisch den Drang das teilen zu wollen. Sei es mit Freunden oder Familie. Eben weil man ja auch stolz ist, wie du es so schön gesagt hast.
Wenn Noah älter ist sehen wir das vielleicht auch wieder ganz anders. Momentan ist das halt unser Weg und ich bin sicher, wenn es bei dir soweit ist, dann findest du den richtigen Weg für dich. 🙂
Wir handhaben es genauso wie ihr und sind mit dem Weg auch sehr zufrieden.
Natürlich ist man so stolz auf sein eigenes Kind und möchte es mit der ganzen Welt teilen, aber was hat man davon? 5 Likes mehr? Dann ist es doch viel wundervoller Mensch zu treffen und sie sehen bzw. lernen das Kind in echt kennen. Heutzutage ist alles so sehr digital, da ist es schon fast was besonderes einem Baby nicht nur digital beim wachsen zuzusehen….aaaaaaaber ja ich habe genauso Instagram und Co. nur es gibt auch noch so viele andere wunderschöne Dinge die man Teilen kann:)
(Hoffe es ist nicht zu wirr geschrieben)
Das stimmt. Heutzutage ist wirklich alles sehr digital geworden. Man sieht viele Dinge eher durch eine Kamera als mit dem bloßen Auge. Daher gefällt mir deine Ansicht sehr gut, dass die lieben Menschen in deiner Umgebung lieber persönlich Blick auf deinen Sohn werfen sollen und ich persönlich wahrnehmen sollen als nur auf Bildern. Klar schickt man an Freunde und Familie gerne Bilder, aber die können mit der Realität nur selten mithalten. 🙂
Ich finde deine Worte absolut richtig, jeder sollte die Entscheidung persönlich treffen. Man kann heutzutage die gesamte Kindheit mit Fotos, Videos etc. so schön dokumentieren. Meine Mama hat das früher auch getan und ich bin sehr froh darüber. Zum 18. Geburtstag habe ich so viele Bilder und Videos von mir als Kind gesehen, das war sehr bewegend und super lustig. Ich kann es nur jedem empfehlen, die Kindheit zu dokumentieren. Nicht für die Öffentlichkeit, sondern ganz privat für die Familie 🙂
Ich wünschte mir meine Eltern hätten das auch gemacht. Von mir gibt es nur ganz wenige Bilder. Videos als Kind überhaupt nicht. Und gerade weil ich das so schade finde, machen wir das für Noah auf jeden Fall anders. Wenn er mal groß ist, dann hat er auf jeden Fall auch eine Menge zu sehen. Ich finde Bilder und Videos beinhalten einfach so viele Erinnerungen. Ich bin eh so ein Foto Fanatiker 🙂 Ich habe auch ganz viele Fotoalben, weil ich das lieber mag, als Bilder auf dem PC anzusehen. 🙂
Ja, so geht uns das auch. Wir haben einen riesigen Schrank mit Alben, das ist manchmal einfach super schön, wenn man mit der Familie auf dem Sofa sitzt und in Erinnerungen schwelgt. Mein Papa hat inzwischen aber auch zwei Festplatten extra für Familienfotos. Da dokumentiert er eigentlich alles mit Bildern rund um die Familie und das seit 12 Jahren 🙂 Mein Papa führt auch Familientagebuch, nicht täglich, aber alle 2-3 Tage und immer, wenn irgendwer aus der Familie was besonderes gemacht hat. Dort sind die letzten 12 Jahre festgehalten. Dann sitzt er morgens vor der Arbeit nebenbei beim Frühstück. checkt die Emails und liest vor, was wir vor einem Jahr um diese Zeit gemacht haben. Das ist echt immer wieder super lustig, vor allem, weil man erstaunt ist, dass das schon ein Jahr her ist. 🙂
Warum muss man sich eigentlich rechtfertigen für etwas, was eigentlich (hoffentlich) jeder weiß.
Das Kind kann nicht entscheiden ob es ins Internet möchte.
Privatsphäre ist wichtig.
Ich sehe das nicht wirklich als Rechtfertigung. Ich treffe eine Entscheidung für mich und mein Kind und dazu stehe ich. Dass muss ich niemandem erklären. Aber gerade, wenn man öffentliche Profile in Sozialen Netzwerken führt, dann finde ich es gar nicht schlimm kurz zu erklären, warum man gewisse Dinge nicht sieht. Immerhin stellt man mir ja auch oft genau diese Frage.
Im Endeffekt muss das tatsächliches jedes Elternpaar für sich selbst bzw. für sein Kind entscheiden.
Ich gebe dir aber absolut recht: Privatsphäre ist wichtig!
Bisher bin ich in der Hinsicht genau so gepolt. Ich bin der Meinung, dass selbst ein Kind schon seine Privatsphäre hat. Natürlich hat da jeder seine Meinung.
Ich selbst habe noch kein Kind, jedoch werde ich zukünftig keine Bilder von meinem Kind online stellen. Ich weiß in dem Moment immerhin nicht, ob mein Kind das Bild in ein paar Jahren das Bild gut findet oder nicht.
Genau dieser Meinung bin ich auch 🙂