Es gibt ein chinesisches Sprichwort, dass besagt: „Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“ Ich muss gestehen, dass mir diese Worte Angst machen, denn auch ich stehe vor einer großen Veränderung in meinem Leben. Ich habe einen neuen Job.
In der heutigen Zeit ist es eigentlich fast unmöglich für Familien, dass nur ein Elternteil arbeitet und das Andere komplett Zuhause bleibt. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich schon Zuhause bleiben könnte, wenn wir sparsam leben und uns mit dem kleinen Luxus, den wir uns hier und da gönnen, ein wenig zurück halten würden. Aber, wenn man sich entscheidet wieder arbeiten zu gehen, dann ist das Finanzielle ja nicht immer der Hauptgrund. Bei mir jedenfalls war es das nicht.
Neuer Job oder Zuhause bleiben?
Als wir uns im März dazu entschlossen haben Noah zu Tageseltern zu geben, da taten wir das nicht, damit ich wieder arbeiten gehen kann. Unsere Entscheidung entstand aus dem Gedanken heraus, Noah die Möglichkeit zu geben mit anderen Kindern zusammen zu sein. Damals war er auch sehr schüchtern und hat andere Kinder kaum in seine Nähe gelassen. All das hat sich gebessert und er blüht total auf. Daher bin ich mir nach wie vor sicher, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.
Und dann kam natürlich irgendwann der Gedanke auf, ob ich nicht auch wieder arbeiten gehen soll. Denn wenn Noah in der Tagespflege betreut wird, muss ich ja nicht untätig Zuhause rumsitzen, oder? Natürlich gibt es immer Dinge zu tun: Wäsche waschen, einkaufen, kochen, Haushalt. Doch das sind Dinge, die mich ehrlich gesagt nicht komplett erfüllen. Vor allem tragen sie nicht zu meiner beruflichen Zukunft bei. Und so habe ich angefangen Bewerbungen zu schreiben und eine Anzeige in der Zeitung geschaltet.
Und dann kommt die Angst
Schneller als gedacht, hatte ich dann auch tatsächlich Erfolg. Nach einem wirklich wundervollen Vorstellungsgespräch, wenn nicht sogar das Beste, das ich je hatte, bekam ich die Zusage für eine Stelle als Bürokauffrau. Da ich in meiner Anzeige angegeben hatte in der Zeit von 7-15 Uhr verfügbar zu sein, wurde es dann auch eine Vollzeitstelle. Und was soll ich sagen? Ich war glücklich und euphorisch. Ich hatte das Gefühl, dass in meinem Leben endlich wieder was voran geht, was nur mit mir zu tun hat. Nicht als Mama, nicht als Ehefrau, einfach als Dani.
Und obwohl ich immer noch verdammt euphorisch und glücklich bin, schleicht sich auch langsam die Angst ein. Die Angst etwas zu verpassen und vor allem die Angst zu versagen. Nicht mal wirklich was den Job angeht, sondern viel eher was das Zusammenspiel Job, Haushalt, Kind und Ehemann angeht. Ich werde nicht mehr die Person sein, die Noah zur Betreuung bringt. Ich werde auch nicht mehr diejenige sein, die ihn abholt. Und obwohl ich nur ca. eine Stunde später nach Hause komme als Noah, habe ich Angst davor, dass mir genau das fehlt. Mir wird es fehlen seine leuchtenden Augen zu sehen, wenn ich ihn abhole. Sein Lachen zu hören, wenn er sich freut mich zu sehen. Sein Gebrabbel, wenn er mir noch in der Betreuung selbst erzählen will, was er alles gemacht hat. Oder zumindest versucht er es auf seine Art.
Natürlich ist mir klar, dass ich das nicht alles verliere. Seine Augen werden auch leuchten, wenn ich nach Hause komme. Und er wird genauso lachen, wenn er mich dann sieht. Trotzdem habe ich das Gefühl etwas zu verlieren. Und das macht mich traurig.
Neue Chancen
Trotzdem bereue ich meine Entscheidung nicht. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und vor allem auf die neuen Chancen. Ich habe eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht, aber danach eher weniger auch in meinem gelernten Beruf gearbeitet. Jetzt habe ich endlich die Chance wieder das zu tun, was ich gelernt habe. Ich habe die Chance neue Kenntnisse zu erlernen. Ich habe die Möglichkeit mich weiterzubilden. Vor allem aber bringe ich mich selbst beruflich wieder weiter. Und ich zahle endlich auch wieder selbst in meine Rentenkasse ein, was für später ja auch unheimlich wichtig ist. Etwas, das mir auch sehr wichtig ist: Ich werde ein gutes Vorbild für Noah sein. Zumindest erhoffe ich mir das. Denn ich möchte ihm schon zeigen, wie wichtig es ist im Leben auch einen beruflichen Weg einzuschlagen.
Vielleicht werde ich scheitern. Vielleicht denke ich mir in einigen Monaten, dass es doch zu viel ist. Es ist möglich, dass ich sage ich schaffe das alles nicht und ein Teilzeit Job wäre besser. Natürlich kann das passieren. Aber genauso gut kann es passieren, dass ich total glücklich bin. Dass ich ausgeglichener bin, weil ich auch etwas für mich tue. Vielleicht genieße ich die Zeit mit Noah sogar noch intensiver, weil ich ein wenig davon verliere. Ich weiß es nicht. Aber ich werde es auch nur erfahren, in dem ich es versuche.
Daher stelle ich mich meinen Sorgen. Ich stelle mich meinen Ängsten. Und vor allem stelle ich mich der neuen Herausforderung. Und euch werde ich natürlich auf dem Laufenden halten, wenn ihr das wollt! Vielleicht könnt ihr mir ja sogar verraten wie ihr das seht? Glaubt ihr, dass es zu viel ist oder findet ihr es sogar gut, wenn Mütter wieder arbeiten gehen? Ich bin gespannt auf eure Meinung.
4 comments
Schöner Text, wie immer.
Ich selbst habe noch keine Kinder, kann mir aber sehr gut vorstellen, mit welchen Ängsten du dich plagst und ich denke, ich werde es auch etwas anders machen als du. Erst einmal ein paar Jahre zu Hause bleiben, weil ich ohnehin keine Sekunde mit meinem Kind verpassen will, und dann halbtags arbeiten. Das Geldproblem spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle; nicht, weil ich so unfassbar reich wäre, aber als ich selbst ein (Kleinst-)Kind gewesen bin, waren auch meine Eltern sehr arm. Ich kenne das und komme damit klar und meinem Kind wird es an nichts fehlen, weil es es ohnehin nicht anders kennt. Ich zumindest habe mich nicht wirklich darüber geärgert, dass wir nie in ein Restaurant gegangen oder weggefahren sind.
Als ich drei Jahre alt war, ist meine Mutter dann bis zur Geburt meines Bruders halbtags arbeiten gegangen, als dieser ebenfalls drei Jahre alt war auch wieder und für sie war es extrem stressig. Sie hat alles gemeistert, ja, aber neben Haushalt, Kinder versorgen und arbeiten war absolut gar keine Zeit mehr für sie selbst übrig. Ähnlich sehe ich das auch bei mir auf Arbeit; viele Kolleginnen haben Kinder und alle arbeiten Teilzeit, dennoch beklagen sie alle diese Probleme. Den Haushalt machen viele erst in den späten Abendstunden, dann fallen sie ins Bett und am nächsten Morgen geht es gleich weiter; es scheint kaum zu schaffen zu sein und bestärkt mich persönlich auch darin, so lang wie möglich zu Hause zu bleiben, gerade da ich als extrem introvertierter Mensch sehr viel Zeit für mich ganz allein brauche.
Das klingt jetzt so negativ, als wollte ich dich irgendwie verunsichern; so ist das gar nicht gemeint, eher im Gegenteil. Wenn du das Vollzeit schaffst: Respekt! Du kannst sehr, sehr stolz auf dich sein! Und wenn nicht: Nicht schlimm, du bist nicht allein.
Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg, liebe Kollegen und ganz viel Spaß bei deiner neuen Arbeit – und dass sie dich so ausfüllt, wie du es dir wünschst.
LG
Fee
Liebe Fee,
vielen Dank für dein Feedback und deine ehrliche Meinung. Keine Sorge, ich habe nicht das Gefühl, dass du mich verunsichern willst. Ich habe Ängste und Sorgen, das habe ich ja beschrieben, aber ich stehe voll und ganz hinter meiner Entscheidung wieder arbeiten zu gehen. Ich habe selbst vorher auch immer gesagt, dass ich lange Zuhause bleiben will. Mindestens drei Jahre. Meine Mutter selbst war auch immer Zuhause und hat sich um uns gekümmert. Aber man kann oft nicht wissen wie genau es wird. Vorher hat man gewisse Vorstellungen und dann wird alles anders. In meinen Vorstellungen hatte ich auch immer den Gedanken, dass Noah erst mit drei Jahren in eine Betreuung geht und dann ist es doch anders gekommen. Aber für mich steht auch fest, dass ich mich nicht so überarbeiten werde, dass ich dann überhaupt nicht mehr bei Kräften bin und das Mamasein nicht so ausleben kann, wie ich das will. Aber ich bin eigentlich ganz guter Hoffnung, dass wir da einen wirklich guten Weg für uns finden werden, dass niemand zu kurz kommt.
Hallo, Dani.
Hui, da scheint sich ja in deinem Leben einiges zu verändern. Erstmal finde ich es super, dass Du so offen mit deinen Sorgen umgehst und auch selbst zu der Ansicht gekommen bist, dass es alleine schon Wert hat, neue wege zu probieren. Ich habe selbst noch keine Familie gegründet und mir reicht es schon neben der Uni meinen Single-Haushalt zu führen, da glaub ich Dir gerne, dass du Angst hast, dass alles zu viel wird. Allerdings finde ich wichtig, dass Du eins nicht vergisst:
Es ist nicht DEIN Haushalt, sondern EUER Haushalt und nicht DEIN Kind, sondern EUER Kind. Als Du noch ganztags zuhause warst, war die Rechnung ziemlich einfach: Einer verdient das Geld, einer macht den Haushalt. Nun seid Ihr beide ganztags beschäftigt, also müsst ihr auch beide zusehen, wie ihr eure Familie managen könnt. Es klingt für mich so, als würdest Du dir diese Doppelverantwortung komplett alleine aufbürden und das musst Du nicht. Wie Du Peter immer so beschreibst denken ich, dass er niemand ist, der dich mit alldem alleine hängen lassen will. Der Knackpunkt in einer harmonischen Familie ist denke ich, dass man sich nicht scheut um Hilfe zu bitten oder Hilfe anzunehmen. Schaut von vornherein gemeinsam, dass ihr die Aufgaben um Kind und Haushalt so verteilt, dass Ihr damit beide zufrieden seid. Und wenn es so sein sollte, dass Ihr es auch gemeinsam nicht schafft, dann findet Ihr auch gemeinsam eine Lösung. Ob es nun eine Haushaltshilfe ist, oder ein Halbtagsjob. Wenn Du das im Hinterkopf behältst, ist es vielleicht etwas leichter sich zu entspannen und sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Mach Dir erstmal nicht so viele Gedanken darum, was alles schief gehen könnte, sondern stürz Dich ins Abenteuer und nimm soviel Freude daraus mit, wie Du kannst. Was Du auf der Arbeit noch nicht kannst wirst Du lernen, dass Deine Kollegen nett sind weißt Du ja schon und mit dem Rest bist Du nicht alleine. Das Wichtigste ist denken ich ohnehin, dass Ihr alle drei glücklich seid und wenn Du dich nur aus Pflichtgefühl aus der Arbeitswelt zurückziehst wird Dich das irgendwann frustrieren. Und glaub mir, das wird Deine Familie auch spüren und runterziehen und so wird niemand glücklich. Außerdem ist das zusätzliche Einkommen auch nicht unwichtig. Wenn man seinem Kind ein Studium ermöglichen will, kann man mit dem Sparen nicht früh genug anfangen. Außerdem wird es mit jedem Jahr, das man nicht arbeitet schwerer ins Berufsleben zurückzukehren, daher finde ich es nur vernünftig, bei so einer guten Gelegenheit wieder einzusteigen.
Ich bin mir sicher, dass Ihr das schon schaffen werdet und Du an deinen neuen Aufgaben wachsen wirst. Ich bin gespannt, wie sich alles entwickelt.
Liebe Grüße, Theresa.
Liebe Theresa,
vielen Dank für deine tollen Worte. Du hast natürlich absolut Recht. Ich bin nicht alleine. Und vor allem habe ich in Peter tatsächlich einen Mann, der mich unterstützt und mich nicht mit all diesen Aufgaben alleine lässt. Das weiß ich natürlich auch. Darauf beziehen sich meine Sorgen auch gar nicht. Die beziehen sich tatsächlich nur auf den Teil, den ich wirklich auch zu tragen habe.
Ich vermute, dass in meinem Beitrag vielleicht auch ein wenig zu kurz gekommen ist, dass ich mich tatsächlich auch freue auf das was jetzt vor mir liegt. Ich schätze, dass es einfach ganz normal ist bei Veränderungen. Denn die bedeuten immer, dass sich der Alltag, so wie man ihn kennt, nicht mehr sein wird. Damals als Noah in die Betreuung gegangen ist, war das schon emotional sehr schwer für mich ihn loszulassen, aber ich konnte es, weil ich wusste es tut ihm gut. Jetzt muss ich noch ein wenig mehr loslassen von gewissen Dingen. Das fällt mir schwer. Aber auch das kann ich, weil ich weiß, dass es mir gut tun wird.