Marion Gitzel hat mal gesagt: „Der Ruf nach Gleichberechtigung hat schon immer die Menschen aufgeregt.“ Um ehrlich zu sein verstehe ich nicht, wie man sich deswegen aufregen kann. Gleichberechtigung ist wichtig und auch richtig. Umso mehr überrascht es mich, dass wir zwar einerseits nach Gleichberechtigung schreien, aber unseren Kindern schon suggerieren, dass es einen Unterschied gibt.
Jungs spielen mit Autos – Mädchen spielen mit Puppen
Ich weiß noch genau als Noah zum ersten Mal draußen mit seinem Puppenwagen herum gefahren ist. Während er stolz wie Oskar war, bemerkte ich die komischen Blicke von einigen Leuten. Als wäre es ein Verbrechen, dass mein Sohn sich mit einer Puppe beschäftigt. Dabei muss man sich doch nur einmal genauer umhören. Wie viele Frauen erzählen, dass sie früher oft mit Autos gespielt haben. Wie viele kleine Mädchen lassen auch heute noch die Barbies links liegen und nehmen sich lieber ein Feuerwehrauto? Und ich frage mich: Wo ist das Problem? Wo steht denn geschrieben, dass es Jungs nicht erlaubt ist mit Puppen zu spielen? Wo steht geschrieben, dass ein Mädchen keine Autos haben darf? Ich sage es euch: Nirgendwo!
Und wenn wir unseren Blick mal auf die Kinderzimmer heutzutage werfen, dann wird uns sicher auffallen, dass es nicht immer dieses typisch Jungs, typisch Mädchen gibt. So wie bei uns finden sich dort Spielzeuge aller Art, auch Puppen und Autos. Warum also wird das immer noch so belächelt in der Gesellschaft? Und das leider nicht nur von der älteren Generation, die einfach anders aufgewachsen sind.
Der wird doch bestimmt schwul
Ich kann mit stolz behaupten, dass ich einen Sohn habe, der viel Fantasie hat. Und natürlich lässt er diese Fantasie beeinflussen von den Dingen, die er im Alltag so sieht und hört. Nun haben wir den Disney Film Frozen gesehen und natürlich ist Noah, wie so viele andere Kinder auch, begeistert von Elsa. Und jetzt läuft er durch die Gegend und sagt er wäre Elsa. Er möchte so gerne Elsa sein, dass er auch gerne dieses wunderschöne, blaue Kleid haben wollte, um sich an Karneval als Elsa zu verkleiden.
Ich sage euch, ich habe nicht wirklich lange überlegen müssen und ihm das Kleid bestellt. Es kam ziemlich schnell bei uns Zuhause an und was soll ich sagen? Noah konnte natürlich nicht bis Karneval warten und wollte es sofort anziehen. Seit dem hat er es eigentlich täglich Zuhause an. Dabei tanzt er durch die Gegend, singt seine Elsa Songs und ist einfach nur glücklich.
Leider gab es selbst in der Familie Kommentare wie: „Was läuft denn bei uns verkehrt?“ Und natürlich bin ich mir bewusst darüber, dass es auch da draußen viele Menschen geben wird, die komisch gucken werden. Und ehe man sich versieht ist man konfrontiert mit dem Kommentar, dass er bestimmt mal schwul wird. Dann frage ich mich in was für einer Zeit leben wir, wenn die Leute noch immer solch ein Denken besitzen? In welcher Zeit hat der Mensch immer noch so wenig Hirn im Kopf, dass er glaubt ein Prinzessinnenkleid macht dich direkt schwul?
Wenn Noah eines Tages zu mir kommen sollte, um mir zu sagen, dass er lieber Männer als Frauen mag, dann weil sein Herz so entscheidet. Nicht weil er irgendwann als Kind mal Elsa sein wollte.
Generell fällt es mir aber immer wieder auf, dass es für viele scheinbar einfacher zu tolerieren ist, wenn ein Mädchen mit den ‚typisch‘ Jungssachen spielt, als wenn ein Junge sich lieber mit ‚typisch‘ Mädchensachen beschäftigt.
Gleichberechtigung
Aber nicht nur wir unterscheiden typisch Jungs, typisch Mädchen. Dahinter steckt noch so viel mehr. Selbst in der Werbung werden Unterschiede gemacht. Beim Einkaufen gibt es ganz klar Mädchen- und Jungenprodukte. Dazu gibt es einen tollen Podcast von LePlumboob auf YouTube, der sich wirklich gut mit dieser ganzen Marketinggeschichte auseinandersetzt. Hört da doch gerne mal rein.
Mich macht es ehrlich gesagt traurig, dass wir in der heutigen Zeit noch immer diese Unterschiede machen. Vor allem bei Kindern. Kinder haben nicht diese Gedanken, dass man gewisse Sachen nicht haben darf nur weil sie nicht für Mädchen oder nicht für Jungs sind. Wir Erwachsenen sorgen dafür, dass sie damit konfrontiert werden. Erwachsene zeigen ihnen im Grunde, dass nicht alles gleich ist. Wir machen diese Unterschiede. Und dann, wenn unsere Kinder später groß sind, dann hören sie auch alle rufen: Wir wollen Gleichberechtigung!
Warum unterscheiden wir erst, wenn wir dann doch wieder wollen, dass für jeden das Gleiche gilt? Wir widersprechen uns im Grunde doch selbst. Wo ist der Sinn?